Heute konnte man bei Bloomberg erfahren, dass die Schweiz nicht mehr zu den 10 besten Schuldnern gehört, siehe „Switzerland, Japan Exit World Top 10 Safest Sovereign Debt List„. Obwohl die Schweizer Volkswirtschaft wie in den folgenden Diagrammen ersichtlich, dies nicht vermuten liesse.

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Quelle: Deutschland verfällt dem Schuldenrausch, Spiegel Online
Die Schweiz scheint am bei diesem Vergleich am wenigsten negativ von der aktuellen Wirtschaftskrise getroffen zu werden, gemäss diesen OECD-Daten.

Bezüglich der Ausfallwahrscheinlichkeit ihrer Staatsanleihen fällt die Schweiz auf den 13. Rang ab auch Japan gehört nicht mehr zu den besten Zehn. Ich kann verstehen, dass Australien und Neuseeland mit ihren natürlichen Ressourcen nun diesem exklusiven Klub angehören.

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Quelle: Schweiz nicht mehr erstklassig, Tagesanzeiger

Wenn ich die Politik und Wirschaft der USA und Deutschland beobachte, ist es kaum verständlich, dass die Schweiz hinter diesen beiden Ländern liegt. Ich lese oft die deutschen und US-amerikanischen online Zeitungen, daraus leite ich ab, dass beispielsweise Opel in Deutschland das gewichtigste Wirtschaftsproblem ist, beziehungsweise bis zu den Bundestagswahlen war. Sowohl die USA wie auch Deutschland haben es bisher nicht geschafft, ihre Banken von den „toxischen“ Wertpapieren zu befreien, sie kümmern sich lieber um ihre maroden Autokonzerne. Auch hat bisher die Schweiz gegenüber Deutschland und noch viel extremer gegenüber den USA ihre Staatsverschuldung viel besser im Griff.

Warum die Basispunkte für die Absicherung von Ausfällen von schweizerischen Staatsanleihen gestiegen sind, kann nur einen Grund haben: Der zu grosse Bankensektor im Verhältnis zum schweizerischen Bruttoinlandsprodukt. Gerade die Schicksalsgemeinschaft Schweiz mit der schwer erkrankten UBS ist der Schweizer Bonität sehr abträglich.

Finanzinstitute und nicht die Politiker beherrschen die Welt

Die Finanzinstitute werden dort weitermachen, wo sie aufgehört haben, es ist auch nicht nötig, sich zu ändern. Ein Teil ihrer überforderten Schuldner konnten sie nun gegen Schuldner bester Bonität austauschen – Subprime- und Kreditschulden gegen Staatsschulden. Letztendlich konnten viele internationale Grossbanken von der aktuellen Finanzkrise immens profitieren, zudem bekamen sie eine implizite Staatsgarantie.

Moralpredigten der Notenbankchefs und der Politiker

Bisher hat die Politik, Notenbankenchefs und Aufsichtsbehörden ausser den „Grossbrand“ mit Geld zu löschen kaum einen nachhaltigen Einfluss auf die Architektur des Finanzsystems ausgeübt. Wahrscheinlich glauben sie noch immer, der Markt wird es richten und in der Zwischenzeit appellieren wir an die Moral der Banker. So auch heute, der EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hat den Banken und Finanzinstitutionen ins Gewissen geredet. „Der Finanzsektor darf nicht vergessen, dass er der Realwirtschaft zu dienen hat und nicht umgekehrt“.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass solche Moralpredigten eine 30 bis 45-jährigen Investmentbanker interessiert. Dieser hat zurzeit die besten Aussichten auf einen grossen Bonus – günstiges Geld und mit den Staaten einen hervorragenden Schuldner – spekulieren ist angesagt und Moralpredigten haben sie sich in der letzten Zeit genügend angehört. Die Devise lautet, nochmals richtig Geld machen, man weiss nie, wann es das letzte Mal ist.

Letztendlich sind die Herren Grübel, Ackermann usw. nichts anderes als Handlager dieser Investmentbanker. Wenn sie ihnen nicht den gewünschten Bonus über die Theke schieben, gehen diese „Master of Universe“ zu einer anderen Bank oder gründen gar einen Hedgefonds. Die Generation Grübel kann sich noch lange das Gel in die Haare streichen, sie werden kaum verstehen, wie die „Talente“ der jüngeren Generation an den Finanzmärkten partizipiert.

Zerschlagung der UBS

Der UBS-CEO Oswald Grübel will der UBS die Architektur einer integrierten Bank verpassen, wie er dies schon zuvor bei der Credit-Suisse grösstenteils tat. Bevor die Kreation dieses Monolithen zur umstösslichen Realität wird, sollte möglichst rasch eine Zerschlagung der UBS eingeleitet werden. Grübel wird das „Erfolgsmodell“ der Credit-Suisse bei der UBS implementieren, diese Gleichschaltung der beiden Banken bedeutet noch mehr Gefahr für die Schweiz. Dieselbe Architektur und mit der Zeit wahrscheinlich auch eine ähnliche Firmenkultur und Geschäftsfelder kann sich schon in der nächsten Finanzkrise zur doppelten Belastung für die schweizerische Volkswirtschaft werden. Hätten das Direktorium der Schweizerischen Nationalbank (SNB) genügend Selbstbewusstsein, würden sie unter Androhung ihres Rücktrittes eine Zerschlagung der UBS durchsetzen und für mehr Diversität bei den Schweizer Grossbanken sorgen.

Hilfe kann die SNB von der verfilzten Politik kaum erwarten, beispielsweise brauchte es schon nur einige Monate, bis auch die CVP begriff, dass die Entgegennahme von Parteispenden der UBS nicht mehr angebracht sind, siehe „Bundesrätin Leuthard und CVP Parteipräsident Darbellay überfordert von der Finanzkrise“ und „UBS Desaster 2008 und dessen verstecken Schweizer Parteispenden„.

Marcel Ospel / Peter Wuffli: Hochgejubelt und tief gefallen

Wie wurden doch die beiden Herren Marcel Ospel und Peter Wuffli bis zur Finanzkrise als Gewinnerteam in der Presse gepriesen, dabei konnten die beiden auch einige Auszeichnungen einheimsen.

Ab August 2007 kamen die Fehlleistungen des Power-Couple langsam aber sicher an die Oberfläche. Schon oft wurden von der Schweizer Wirtschaftspresse gewisse CEOs und Verwaltungsratspräsidenten hochgejubelt, um danach ernüchternd festzustellen, dass diese Herren gar eine miserable Arbeit geleistet haben. Oswald Grübel kritisierte kürzlich in der Sonntagszeitung, vom 22.11.2009, das damalige UBS-Management, hierzu einige Ausschnitte aus diesem Sonntagsgespräch:

Bei 15 Milliarden Gewinn sind Sie ungefähr dort, wo die UBS 2006 war. Wie ist das möglich? Der Staat fordert doch mehr Eigenkapital, und Sie müssen die Bilanz gesundschrumpfen.

Es kommt auf das Marktumfeld an, ob wir diese 15 Milliarden bringen können. Aber von ungefähr kommt diese Summe nicht. Wir sind die Nummer 1 in der Vermögensverwaltung. Zudem hatten wir 2006 noch nicht die Erfahrung, die wir heute haben. Die Verluste mit hauptsächlich diesen amerikanischen Papieren offenbarten grosse Schwächen bei der Struktur der Bank, weil scheinbar niemand dran gedacht hat, die Bank vor einzelnen Mitarbeitern zu schützen. Das ist jetzt eine unserer Hauptaufgaben, dass wir eine Struktur aufbauen, damit solche Dingen nicht mehr passieren können. Es ist nicht so, dass nur das Investmentbanking an diesen ganzen Verlusten schuld war. Die Entscheidungen wurden hier in Zürich getroffen.

Die Finanzkrise hat also keinen Einfluss auf den Zustand der UBS gehabt?

Nein. Die Organisation war falsch aufgestellt, das Management hat falsch entschieden, die Struktur war die falsche. Wenn etwa der Risikochef Nein sagt, dann muss es beim Nein bleiben. Das war vorher anscheinend nicht so.

Es gibt namhafte Bankexperten, die im Investmentbanking einen Malus für den Aktienkurs sehen. Die Risiken sind immer vom Investmentbanking gekommen.

Stimmt, das war so bis in die jüngste Vergangenheit. In Zukunft wird sich dieses Geschäft zumindest bei den Grossbanken ganz anders entwickeln, und die Erträge dort werden viel weniger risikobehaftet sein. Das Investmentbanking ist das flexibelste Bankgeschäft. Man kann es schnell hochfahren, sehr schnell runterfahren, es ändert sich sehr schnell von selbst und geht immer dorthin, wo es die grössten Renditen vermutet. Hier wurden in der Vergangenheit auch katastrophale Personalentscheide getroffen.

Wer garantiert uns, dass nicht in naher Zukunft der nächste UBS-CEO bzw. Konkursverwalter (wollen wir nicht hoffen), dem aktuellen UBS-CEO Guru ein schlechtes Zeugnis ausstellen muss?

Seit zirka einem Monat betreibt die Credit-Suisse eine Werbetour in der Schweiz

Während der UBS-Verwaltungsratspräsident Kaspar Villiger vollständig in der Versenkung verschwunden ist, war sein Gegenüber bei der Credit-Suisse umso aktiver. Der Credit-Suisse- Verwaltungsratspräsident Hans-Ulrich Doerig füllt die Sonntagszeitungen und auch im Fernsehen konnte er einige Auftritte platzieren.


Quelle: SF1 Eco vom 2.11.2009 – Fernost bei der Credit Suisse
Ich habe bisher gar nicht gewusst, dass die Chinesen von hinten angeschlichen und am Arm gepackt werden können, ich war aber auch nicht wie Herr Doerig 25-mal in China, sonst würde ich wahrscheinlich diese Umgangsform kennen.

Die Credit-Suisse hatte ihre Reputation in der Schweiz mit dem Umgang mit ihren Lehman-Opfern ziemlich ramponiert, zudem muss sich die sehr amerikanisch orientierte Bank bei ihrem Heimpublikum besser verkaufen. Diese Woche konnten sie sogar den wahrscheinlich zurzeit besten schweizerischen Sympathieträger Roger Federer für eine langfristige Partnerschaft gewinnen.

Ein Gedanke zu „Beeinflusst das Rating der UBS auch die Bonität der Schweiz?

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