US-Präsident Obama hat sich am 21.01.2010 wie folgt geäussert:

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Nach der Ankündigung konnte die Investoren die Macht des US-Präsidenten an den Kursen der Bankaktien ablesen, wenn sich ein Staatspräsident eines europäischen Landes für stärkere Bankregulierung ausspricht, bewegt dies kaum die Aktienkurse, anders bei Obama. Die Finanzpolitik der westlichen Welt wird noch immer in den USA reguliert und nicht in Europa.

Obama hat einen sehr guten Zeitpunkt für die Regulierungsvorschläge gewählt

  • Investoren glauben an die Gesundung der US-Grossbanken. Ich selbst glaube nicht an die Gesundung der meisten US-Banken, neue Bilanzierungsregeln und billiges Notenbankgeld überdecken die wahren Probleme. Im 2009 konnte einige Grossbanken stattliche Gewinne einfahren und/oder ihr Aktienkapital erhöhen.
  • Die Chefs der US-Grossbanken sind wieder arrogant und selbstsicher wie vor der Finanzkrise und einiger dieser Herren sind sehr verhasst bei der US-Bevölkerung. Im November 2009 brachte Goldman-Sachs-Chef Lloyd Blankfein die Welt in Rage, weil er für sein verrufenes Gewerbe in Anspruch nahm, nur „Gottes Werk“ zu verrichten.
  • Auch die traditionell Wall-Street-freundlichen Republikaner werden sich diesmal schwer tun, die unpopulären Grossbanken zu verteidigen.
  • Die US-Bevölkerung ist verärgert über die hohen Bonusauszahlungen an der Wallstreet von zirka USD 140 Milliarden, während sich die US-Arbeitslosigkeit in den zwei letzten Jahren von 5% auf 10% verdoppelt hat.

Von den Grossbanken kamen bisher kaum Vorschläge für ein besseres Finanzsystem, diese haben am billigen Geld und der impliziten Staatsgarantie gefallen gefunden. Natürlich sind die Banken nicht die Alleinschuldigen der aktuellen Wirtschaftskrise, siehe „Sind Goldman Sachs die Guten?„.

Die Schweiz sollte Obamas Initiative begrüssen

Die westliche Welt sollte Obama bei der Regulierung der Banken unterstützen und nicht daran denken ihren eigenen Grossbanken einen Vorteil zu verschaffen. Gerade die Schweiz sollte sich sehr freuen, dass der US-Präsident der Wallstreet bessere Regeln geben will. Für die schweizerische Volkswirtschaft sind die UBS, Credit Suisse, Swiss Re und Zürich Financial Services ein Systemrisiko, bzw. unterstehen der „too big to fail“-Problematik. Kommt hinzu, dass diese vier Unternehmen im Vergleich zum schweizerischen BIP ein „too big to rescue“-Problem darstellen, d.h. diese Unternehmen könnten die gesamte schweizerische Volkswirtschaft in den Abgrund reisen – Island lässt grüssen.

Nationalrätin Gabi Huber die Finanzsystemkennerin?

Scheinbar haben dieses Problem bisher nur wenige Politiker erkennt, andernfalls wäre folgende disqualifizierende Aussage wie beispielsweise einer Nationalrätin Gabi Huber (FDP/UR) auf Obamas neue Bankenregulierung kaum möglich:

Quelle: DRS1, Rendez-vous vom 22.01.2010
Ich bin erstaunt, dass sich Frau Huber für fähig einschätzt, Obamas „Volcker Rule“ einen Tag nach deren Ankündigungen zu beurteilen, obwohl die Details der US-Vorschläge noch ausgearbeitet werden müssen. Wahrscheinlich unterhält diese Frau sehr gute Beziehungen zu Schweizer Banken-Lobbyisten und ist eines deren bezahlten Sprachrohre – FDP-Filz lässt grüssen.

Mythen

Grösse heisst nich unbeding „too big to fail“

Eine Novartis, Roche und Nestlé sind kein Systemrisiko für die schweizerische Volkswirtschaft, viele Schweizer Bürger haben dieses noch nicht erkannt. Obwohl diese Unternehmen weltweit operieren und ähnlich gross oder gar grösser sind als eine UBS ist ihre Vernetzung mit dem Schweizer Wirtschaftssubjekt viel geringer. Zudem sind die Geschäfte einer Novartis, Roche und einer Nestlé mit viel weniger Risiko belastet als dieser einer Grossbank. Kredit-, Immobilienkrise usw. bringen das Finanzsystem lokal und selten sogar global and den Abgrund. Versicherungen bzw. Banken sind die Betroffenen bzw. Mitauslöser solcher Krisen und nicht Nahrungsmittelkonzerne oder die Pharmaindustrie. Eine „Geiselnahme“ der Schweiz durch eine Nestlé ist nicht möglich, wie dies durch UBS in den letzten 16 Monaten praktiziert wurde. Dabei wurden durch bestimmte Beamte die Interessen der UBS höher gewichtet als das schweizerische Recht.

Mehr Eigenkapital ist nicht die alleinige Lösung

Ein mehr an Eigenkapital ist definitiv nicht die ultimative Lösung für die Vermeidung von zukünftigen Bankenkrisen. Gerade nur das risikogewichtete Eigenkapital zu erhöhen genügt nicht, denn Risikomodelle haben in der Vergangenheit versagt und werden auch in der Zukunft versagen. Die Berechnung des Risikos kann immer wieder einmal von der Realität überholt werden. Beispielsweise in einer Immobilienkrise, wo nach einem Immobilienboom die Preise um 20% oder mehr einbrechen und der Ausfall der Zinszahlungen zunimmt, wird jede mit Immobilien stark belastete Bankbilanz in Stress versetzen. Solche grösseren Krisen gab es in den entwickelten Ländern in den letzten 40 Jahren immer wieder – Spanien 1977, Norwegen 1987, Finnland und Schweden 1991 und Japan 1992. Immobilienboom wie dieser seit 2007 bzw. 2008 in Ungarn, Island, Irland, Spanien, Britisches Königreich und den USA enden oftmals in Bankenkrisen.

Fragliche Holdingstruktur für Schweizer Grossbanken

Ich bin mit Christoph Blocher einig, dass die „too big to fail“-Problematik der beiden Grossbanken bald gelöst werden sollte. Herr Blocher propagiert eine Holdingstruktur für die Schweizer Grossbanken, dabei erfolgt eine Aufteilung in Ländergesellschaften die von einer zentrale Holding gesteuert werden. Damit könnte man im Notfall das Schweizer Geschäft allein retten und die ausländischen Tochtergesellschaften Konkurs gehen lassen. Dabei sieht Christoph Blocher die HSBC Group als Beispiel einer Holdingstruktur.

Gerade diese HSBC Group hat die HSBC Finance Corporation nicht fallen lassen. HSBC hatte 2003 das US-Institut Household International (HSBC Finance Corporation) gekauft, diese wurde im 2007 voll von der Immobilienkrise getroffen. Die HSBC Group musste wegen dieser Tochtergesellschaft zig USD-Milliarden abschreiben. Die HSBC hätte diese Geld verschlingende Tochter fallen lassen können, jedoch hat dies der CEO der HSBC klar ausgeschlossen, auch wenn sich dies einige HSBC Aktionäre wünschten. Der HSBC-CEO befürchtete einen Vertrauensverlust der Investoren gegenüber der gesamten HSBC-Gruppe.

Bankenholdings mit der Strategie ihre Töchter im Krisenfall in den Konkurs zu schicken, müssten dies wahrscheinlich mit einer zusätzlichen Prämie für ihre Kredite bezahlen. Beispielsweise müssten die Zinsen bei Anleihen einen zusätzlichen Risikoaufschlag einrechnen, zudem wäre die Risikomessung von solchen Anleihen für den Investor erschwert.

Die Struktur einer Bankholding könnte missbraucht werden, beispielsweise indem das kurz vor dem Konkurs einer Tochter viele schlechte Kredite in deren Portfolio landen, bei Banken sind solche Transaktionen in Blitzseile durchgeführt.

Zwei Vorschläge für die marktwirtschaftliche Wahl der Hausbanken

Der Anleger wählt seine Hausbank kaum auf Grund von marktwirtschaftlichen Gründen aus. Die Fata Morgana Einlegerschutz behindert eine marktwirtschaftliche Wahl der Bank, der Anleger schätzt fälschlicherweise die Bonität aller Schweizer Banken gleich ein.

Von Banken organisierter Einlegerschutz

Den allgemeinen Einlegerschutz der Banken aufheben, dadurch würden Banken mit einfachem und transparentem Geschäftsmodell von den Sparern hoffentlich bevorzugt. Zudem stösst der aktuelle Einlegerschutz schon bei einem Konkurs einer Migrosbank an seine Grenzen, siehe „Absurder Einlegerschutz ist mehr Schein als Sein„. Die Banken sollten den Einlegerschutz unter sich organisieren, beispielsweise würden ähnlich grosse Banken in ihrem Einlegerschutzfonds einbezahlen. Aus der Grösse dieses Fonds könnte der garantierte Einlageschutz für die am Fonds beteiligten Banken errechnet werden. Die beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse müssten gemeinsam international mit anderen ähnlich grossen Banken einen solchen Fonds gründen, den die übrigen Schweizer Banken könnten nie und nimmer den Einlegerschutz dieser beiden Banken garantieren.

Damit ein solcher Einlegerschutz funktioniert, darf es keine Banken oder Banken ähnliche Konstrukte mehr geben, die eine explizite oder eine implizite Staatsgarantie haben. Die Postfinance bekäme eine Bankenlizenz und würde im Austausch auf die Staatsgarantie verzichten. Die für eine solche Banklizenz notwendigen Bankfachleute könnten die Postfinance auf Grund der Finanzkrise sicherlich problemlos am Arbeitsmarkt finden. Marktverzehrende Banken wie beispielsweise eine Bundessparkasse müssten aufgelöst werden, dieses Konstrukt hat mit freier Marktwirtschaft nichts zu tun. Dieses Beispiel steht für Narrenwirtschaft – nur Bundesangestellte kommen in den Genuss von höhen Sparzinsen und der Staatsgarantie.

Bonität der Bank

Will ein Kunde einen günstigen Kredit von einer Bank muss sich diese einer Bonitäts- und Einkommensprüfung unterziehen. Dieses Vorgehen stelle ich natürlich nicht infrage. Bevor jemand sein Geld einer Bank anvertraut, sollte auch umgekehrt die Bank ihre Bonität offenlegen müssen. Die Bank müsste also den möglichen Neukunden überzeugen können, dass die Bank „sicher ist“. Sie könnten beispielsweise Ihrer Bank die folgenden Fragen stellen:

  • Wie viel Prozente der Rendite wurden im Eigenhandel erwirtschaftet?
  • Wie profitiere ich als Kunde vom Investmentbanking?
  • Warum soll ich mit einem Sparguthaben das Risiko des Eigenhandels mittragen?
  • Es gibt noch viele andere Fragen…

Einer dieser Frage habe ich einmal meinem Berater bei einer Grossbank gestellt, die Antwort war wenig überzeugend, danach habe ich die Gelder bei dieser Bank reduziert.

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