Eigenhandel nicht Schuld am UBS-Desaster?

Gemäss UBS-Verwaltungsratspräsident Kaspar Villiger entstanden die herben Verluste der drei letzen Jahre nicht im Eigenhandel:


Quelle: SRF Arena vom 26.02.2010
Übrigens: Herr Villiger scheint ein bisschen verwirrt zu sein, er wiederholt sich andauernd – bedenklich das ein solche Person der UBS-Verwaltungsratspräsident ist.

Die eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma kommt in ihrem Bericht „Finanzmarktkrise“ zu einer anderen Bewertung:

Laut den Angaben der UBS sollten in der Investment Bank die Handelsstrategien von (Dillon Read Capital Management) DRCM nicht kopiert werden. DRCM sei generell auf den Eigenhandel, die Investment Bank aber auf das Kundengeschäft ausgerichtet. Die Eidgenössische Bankenkommission (EBK) hatte keine Kenntnis davon, dass die UBS in diesem Bereich immer grössere Positionen auf ihren eigenen Büchern behielt und – entgegen ihrer Aussage – eine eigentliche Abkehr vom rein kundenorientierten Geschäft stattfand.

Auch SNB-Vizepräsident Thomas Jordan sieht dies anders:

NZZ: Stammen diese UBS-Papiere aus dem Eigenhandel?
Jordan: Diese Positionen stammen aus dem Handelsbuch der Investmentbank der UBS. Sie wurden damals als sehr attraktive Anlagen betrachtet, da sie einen guten Ertrag bei tiefem Risiko versprachen. Da sich die UBS-Investmentbank günstig refinanzieren konnte – etwa über interne Zuflüsse, die aus der Vermögensverwaltung kamen –, hat sie grosse Volumen in diesen Aktiven angelegt. Bei Ausbruch der Krise wurden diese Papiere illiquid und verloren massiv an Wert.
Quelle: NZZ, „Währungshüter halten Geld weiterhin billig“ vom 21.02.2010

Ich kann nur hoffen, bei der UBS wurden die Ursachen des UBS-Desaster klar identifiziert und alle Vorkehrungen getroffen, dass ähnliche Strategien nicht wieder neu aufgelegt werden. Wenn Herr Villiger als Ursachen des Desaster den Eigenhandel verneint, besteht die Gefahr, dass eines Tages die UBS wieder einen extensiven Eigenhandel betreibt.

Unterschiedliche Einschätzungen zur Stabilität der UBS

Gemäss UBS-Chef Oswald Grübel ist die UBS als Bank so stabil wie noch nie:

Quelle: DRS1 Tagegespräch vom 9.02.2010

Gemäss SNB-Präsident Philipp Hildebrand steht die UBS solide da:


Quelle: SRF ECO vom 11.01.2010

Zu der Möglichkeit eines Rückkaufes der toxischen Wertpapiere durch die UBS ist Hildebrand skeptisch eingestellt.

UBS hatte auch im 2009 weitere Verluste auf ihren „toxischen“ Wertpapieren

Gemäss Villiger ist die Ertragslage der UBS im 2009 positiv, wenn da nicht die Verluste auf den „toxischen“ Wertpapieren wären.


Quelle: SRF Arena vom 26.02.2010

Risiken im Stab Fund?

Der SNB-Stab Fund und damit der Schweizer Steuerzahl trägt noch immer etwa die Risiken von USD 21 – 25 Milliarden für „toxische“ Wertpapiere, welche sich die UBS mit dem Stabilisierungspaket an diesen SNB-Fonds verkaufen konnte. Der Betrag der Risiken dieses Fonds werden je nach Quelle sehr unterschiedlich angegeben, daher der Bereich von USD 21 bis 25 Milliarden. Der Vizepräsident Thomas Jordan der SNB sieht gute Chancen, dass der Stab Fund keine Kosten für die SNB verursachen wird.

NZZ: Der Stab Fund ist kleiner geworden, aber verblieben sind wohl die eher schwer verkäuflichen Papiere.
Jordan: Ursprünglich war geplant, dass die Nationalbank ein Volumen von USD 54 Mrd. übernimmt. In der Zwischenzeit liegt das Risiko bereits unter USD 25 Mrd. Wir sind auf einem guten Weg, die Risiken weiter abzubauen. Jeden Monat kommt es zu Rückzahlungen und zur Liquidation von Titeln – so erfolgt ein stetiger Abbau unseres Risikos. Die Aktiven, die wir noch im Portfolio haben, sind von sehr unterschiedlicher Qualität: Auf einigen Positionen werden wir definitiv Verluste einfahren. Bei anderen werden wir, wenn sich die Märkte erholen, Gewinne verbuchen können. Aus heutiger Sicht bestehen gute Chancen, dass der Stab Fund am Ende keine Kosten für die Nationalbank verursachen wird.
Quelle: NZZ, „Währungshüter halten Geld weiterhin billig“ vom 21.02.2010

Meine Hypothese: „Stab Fund schon jetzt mit riesigen Verlusten“

Letztendlich wurden toxische Wertpapiere im „Wert“ von USD 39.1 statt den USD 60 Milliarden von der UBS in den Stab Fund transferiert, schon nur aus diesem Grund trägt die Bilanz der UBS weiterhin „toxische“ Wertpapiere. Wie oben erwähnt, musste die UBS weiter Abschreibungen auf ihren toxischen Wertpapieren vornehmen.

Kann den Aussagen des SNB-Vizepräsident Thomas Jordan glaubt werden, wenn dieser verkündet, die SNB habe eine gute Chance am Ende nicht für UBS-Rettung zahlen zu müssen? Was spricht gegen die Aussagen des SNB-Vizepräsidenten:

  • Leider ist dem einfachen Schweizer Volk nicht bekannt, welche Wertpapiere der Stab Fund noch hält. Falls dies mehrheitlich verbriefte US-Hypothekenpapiere sind, da kann mit weiteren erheblichen Verlusten gerechnet werden. Die beiden US-Immobilienfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac schreiben weiterhin riesige Verluste, da sie unter anderem zweitklassigen Hypotheken den serbelnden US-Banken aufkaufen. Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) seinerseits druckt Geld, um bei den beiden staatlich geförderten Unternehmen für zirka USD 1.25 Billionen immobilienbesicherte Anleihen zu kaufen.
  • Auch wenn hohe Abschreibungen im Stab Fund auf Grund der aktuellen Marktlage notwendig würden, wäre die SNB kaum bereit diese schon jetzt vorzunehmen und zu verkünden. Die Bekanntgabe eines hohen einstelligen Milliardenverlustes würde die Reputation der UBS ist bei der schweizerischen Bevölkerung noch mehr beschädigen. Die SNB versucht den schweizerischen Finanzplatz zu stabilisieren, dabei sind negative Schlagzeilen im Zusammenhang mit der UBS unerwünscht. Schon kurz nach der Rettung der UBS im November 2008, forderte die SNB „Schluss mit Jagd auf UBS“ als die Kantonalbanken scheinbar der UBS die Kunden abjagten.
  • Im September und November 2009 machte das Gerücht „UBS darf Risikopapiere vorerst nicht zurückkaufen“ die Runde. Ich glaube die UBS hatte nicht die Absicht die toxischen Wertpapiere zurück zukaufen, vielmehr sollte damit die Öffentlichkeit von der Wiedererstarkung der UBS überzeugt werden und das diese Bank doch noch die Verantwortung ihrer Fehlspekulationen übernehmen will. Irreführungen durch falsche Informationen sind in der Finanzbranche nichts aussergewöhnliches, dabei werden auch die SNB und Finma mitspielen. Es ist doch erstaunlich, dass ein solches nicht zu Stande gekommene Geschäft in die Medien geriet, während beispielsweise beim UBS-Stabilisierungspaket keine Information vor dem Tag der Bekanntmachung an die Öffentlichkeit gelangten. Letztendlich baut das Geldsystem auf Vertrauen und nicht auf Transparenz, dabei darf gelogen, beschönigt und manipuliert werden, gerade die Medien lassen sich allzu gerne von den Mächtigen manipulieren.

Folgendes sagte der Ex-SNB Präsident Jean-Pierre Roth im April 2009 zur UBS-Rettung und den risikobehafteten illiquiden Wertpapieren: „Die Massnahme könne aber erst in ein paar Jahren abschliessend beurteilt werden. Falls sie am Ende einen Gewinn abwirft, wird man sich vielleicht fragen, ob sie wirklich nötig gewesen sei. Falls aber Verluste entstehen, wird man zum Schluss kommen, dass das Schlimmste hat verhindert werden können.“
Quelle: Handelszeitung Online vom 17.04.2009, SNB gibt sich gute Noten bei der Krisenbewältigung – UBS-Rettung verteidigt

In den letzten beiden Jahre liefen der UBS die Kunden davon und damit war auch einen Netto-Geldabluss zu beklagen. Aus dieser Sicht war das UBS-Stabilisierungspaket ein veritabler Misserfolg, allerdings gibt es viele andere Gründe, warum Schweizer Kunden ihr Geld von der UBS abziehen, zudem hat die UBS-Steueraffäre auch die ausländischen UBS-Kunden verunsichert.

Würden Grübel und Jordan die Wahrheit sagen…

UBS so stabil wie noch nie, sowie eine gute Chance auf keinen Verlust im Stab Fund und trotzdem trägt der Schweizer Steuerzahler die Risiken der UBS-Fehlspekulationen. Für mich ein klarer Widerspruch, falls die beiden Herren Grübel und Jordan daran glauben was sie sagen, dann müsste die UBS schleunigst die toxischen Wehrpapiere zurückkaufen.

Solange die UBS nicht wieder die Verantwortung für diese Wertpapiere trägt, werde ich diese Bank möglichst meiden.

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