Als Schweizer möchte ich nicht, die letztmögliche Instanz für die im Ausland eingegangen Risiken einer Credit-Suisse und UBS aufkommen. Die Gewinne werden gerechterweise auch an die im Ausland tätigen Mitarbeiter ausbezahlt. Es ist daher nur folgerichtig, dass der UBS-Chef Oswald Grübel eine Neuorganisation der UBS in Erwägung zieht, werden doch bis zu 80% der Bilanzsumme im Ausland gehalten:

Quelle: DRS1, Tagesgespräch 8.02.2011: UBS-Chef Oswald Grübel – Zu Abwanderungsgelüste

Gefahr einer Aufweichung des „too big to fail“-Massnahmenpakets

In der Schweiz bröckelt die Front gegen die verschärfte Regulierung der systemrelevanten Banken. Bisher geben sich die Politiker zu den vorgeschlagenen Massnahmen der „too big to fail“-Expertenkommission noch ziemlich bedeckt, anders gewisse Printmedien.

Wenige Politiker und Printmedien verunglimpfen die SNB

Mit Christoph Blocher gibt es einen sehr aktiven und bekannten Kritiker der SNB, wobei sich sein Tadel bisher auf die Devisenmarktinterventionen und den noch ausstehenden 16.5 Milliardenkredit an den Internationalen Währungsfonds beschränkte. Über seine Missbilligung der Devisenkäufe habe ich schon in „Sind Zentralbanken noch vertrauenswürdig?“ geschrieben.

Kritik der Printmedien an den Regulatoren Finma und SNB

Die Printmedien wie Weltwoche und die Bilanz halten sich nicht mit Kritik und Belehrungen an SNB-Präsident Philipp Hildebrand zurück. Es ist unbestimmt, inwiefern diese Einwände der Printmedien an der Reform der Grossbankenregulierung mit der Meinung der UBS bzw. deren Chef Oswald Grübel übereinstimmen.

Beispiel Weltwoche

Folgendes steht beispielsweise am 16.02.2011, im Editorial von Roger Köppel:

Wird die Zukunft des Schweizer Finanzplatzes von entfesselten Regulatoren leichtfertig aufs Spiel gesetzt? Gehen die Schweizer Nationalbank (SNB) und ihr siamesischer Zwilling, die Finanzmarktaufsicht (Finma), massiv zu weit mit ihren Vorschriften, um die Schweiz vor den Kollateralschäden einer Bankenkrise zu bewahren? Dieser Eindruck entsteht, wenn man sich unter Vertretern der Grossbanken umhört. Obwohl die SNB das Gegenteil behauptet, sehen die Banken in den verschärften Eigenkapitalvorschriften zerstörerische Eingriffe in ihr Geschäftsmodell. «Die Schweiz ist dabei, ihren Finanzplatz ins Abseits zu stellen», ist noch eine der harmloser klingenden Formulierungen. Tatsache ist: Geht es nach SNB und Finma, müssen die Schweizer Grossbanken beträchtliche Teile ihrer Bilanz mit 19 Prozent Eigenkapital unterlegen, fast doppelt so viel, wie der geplante Standard Basel III vorschreibt. Ob die amerikanischen Behörden die erhöhten Anforderungen jemals durchsetzen, ist hingegen mehr als fraglich. Die Bankiers verfolgen mit Sorge die beiden Schlüsselspieler der Gegenseite: SNB-Präsident Philipp Hildebrand und Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf. Ein Insider sagt: «Der eine verhält sich wie ein eingeschriebenes SP-Mitglied, die andere möchte sich kurz vor ihrem Abgang aus der Regierung noch ein Denkmal setzen.» Das Verhältnis zwischen Politik und Hochfinanz war schon entspannter.
Quelle: Editorial „Hinterwäldler“

Die Weltwoche ist teilweise das Sprachrohr der SVP, ich bin gespannt, ob Herr Blocher auch gegen die Reform der Bankenregulierung wettert.

Wirtschaftsmagazin Bilanz

Das schweizerische Wirtschaftsmagazin kritisiert schon seit längeren die Nationalbank. Beispielsweise in den Artikeln:

Gewisse Kritiker wollen „too big to fail“ nicht verstehen

Die folgende Aussage von SNB-Präsident Hildebrand wollen wahrscheinlich einige Kritiker der so genannten „entfesselten Regulatoren“ nicht wahrhaben:


Quelle: SF1, Sternstunde Philosophie 28.11.2010: SNB-Chef Hildebrand – „Nur Nationalstaat hilft“
Auch in der globalisierten Welt wird am Schluss jede Volkswirtschaft alleine für ihre Grossbanken haften müssen. Damit ist der Steuerzahler in der Pflicht als letztliche zahlende Instanz den Konkurs eines „too big to fail“-Konzern abzuwenden. Die negative Schicksalsgemeinschaft von Banken und ihren nationalen Staaten müssen zurzeit die Bürger von Irland und Island erleben.


Quelle: ARD, Chefvolkswirt Thomas Mayer, Europa will helfen – Irland zögert noch

Irland vergleichbares Negativszenario für die Schweiz

In einem Interview äussert sich Hildebrand über Irland:

Braucht es denn strengere Anforderungen als im Ausland?
Hildebrand: Absolut. Das Beispiel von Irland sollten wir uns immer vor Augen halten. Irland ist vergleichbar mit der Schweiz: Eine hochproduktive Wirtschaft, ein starker Exportsektor, eine solide Haushaltsstruktur. Und dann muss es plötzlich ein Drittel des Bruttoinlandsprodukts in eine einzige Bank einschiessen und ist über Nacht praktisch ruiniert und um 20 oder 30 Jahre zurückgeworfen. Das ist ein Drama, es könnte auch der Schweiz passieren.

Die Banken sehen das anders.

Hildebrand: Die Bilanzsummen unserer Grossbanken machen zwischen 200 und 250 Prozent des schweizerischen Bruttoinlandsprodukts aus. Bei Citibank und Bank of Amerika sind es dagegen rund ein Siebtel des US-BIP. Das ist ein Faktum. Unsere Situation ist speziell. Und ich bin überzeugt: Längerfristig wird das Mehrkapital ein Vorteil sein für die Schweizer Banken. Vor allem weil in der Schweiz die Vermögensverwaltung im Zentrum steht. Es wird ein Trumpf sein gegenüber den Kunden, besser kapitalisiert zu sein.
Quelle: Handelszeitung, 22.02.2011, Philipp Hildebrand: Wir waren wie ein Pfarrer

Erpressbarkeit der Schweiz durch die USA

Durch den Steuerstreit der UBS in den USA wurde die Verletzbarkeit der Schweiz sehr deutlich aufgezeigt. Die USA konnte mit der Geiselhaft der UBS die Schweiz nach Belieben unter Druck setzen. Wenn die USA einer unser Grossbanken mit dem Entzug der Banklizenz droht, dann leuchten in der schweizerischen Politik alle Alarmleuchten rot auf. Viele Schweizer unterliegen noch immer dem Volksglauben einer neutralen und unabhängigen Schweiz, leider ist dies ein Mythos aus vergangenen Zeiten.

Vielleicht sollten sich die Bilanz und Weltwoche einmal mit der Thematik „Hätte die UBS ohne die Hilfe durch die Fed überlebt?“ beschäftigen, statt Herrn Grübel zu glorifizieren und Herrn Hildebrand zu rügen.

Fazit

Auch wenn sich ein Konzernchef oder Verwaltungsratspräsident einer schweizerischen Grossbank öffentlich über Abwanderungsgelüste äussert, sollte dies positiv gewertet werden. Die schweizerische Volkswirtschaft sollte nicht die Risiken der Investitionen oder Spekulationen einer schweizerischen Grossbank in den anderen Volkswirtschaften verantworten müssen. Falls sich eine Bank in der Schweiz verspekuliert, muss diese möglicherweise vor dem Konkurs gerettet werden, konnten doch die Wirtschaftssubjekte zuvor vielleicht profitieren. Die Risiken von Fehlspekulationen in anderen Volkswirtschaften sollten jedoch von deren Steuerzahlern getragen werden. Oder möchten Sie für den möglicherweise zu extensiven Lebensstill Ihres Nachbarn haftbar sein?

Ein Gedanke zu „Wir sollten die Abwanderungsgelüste der UBS begrüssen

  1. Pingback: Grübel oder vom ehemals gefeierten Grossbanken-CEO zum Aktienpropheten » Wirtschafts- und Politfilz Schweiz

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