Dieser Beitrag ist kein Freispruch an die Adresse der Banker für die aktuelle Finanzkrise. Dies wäre absurd, schon nur aufgrund des letztjährigen Rekordjahres bei den Bankenbussen. Das Sündenregister der Banken wurde mit dubiosen Hypotheken-Geschäften, LIBOR-Skandal, falsche Beratung usw. erweitert. Hingegen ist es eine Kritik an die noch immer zaghafte Politik, die Finanzmärkte strenger zu regulieren. Wie Kenneth Rogoff bemerkt, können wir von den Bankern nicht erwarten, dass diese auf das grosse Geldverdienen verzichten:


Quelle: ARD vom 12.03.2012 – Die Story im Ersten: Die Welt auf Pump

Eine positive Ausgestaltung der Regeln für die Arbeiter, Mittelständer und das produzierende Gewerbe ist gemäss Max Otte die Verantwortung der Politik. Während die Politik nach einigen Jahren Weltwirtschaftskrise, Anfang der 1930er Jahr, dem Finanzsystem noch starke Strukturformen aufzwang, sind während der aktuellen Krise die Finanzmarktregulierungen bisher minimal. Für die Überwindung des Status quo bezüglich strengerer Regulierung erfolgte die derzeitige Wirtschaftserholung möglicherweise zu rasch.

Deregulierung seit den 1980er Jahren

Es gibt natürlich vielerlei bekannte und vielleicht unbekannte Gründe, was zum beinahe Zusammenbrechen des Finanzsystems im Jahr 2008/2009 führte. Im Folgenden werde ich vereinfacht einer der Auswirkungen der Deregulierung seit den 1980er Jahren darstellen.

In den USA beispielsweise wurde seit den 1980er-Jahren die Kreditvergabe erleichtert und durch die Politik aktiv gefördert. Die Politiker erfreuten sich jahrelang über die Zunahme der Vergabe von Immobilienkrediten. Damit stiegen auch die Immobilienpreise und gaben dem Bürger das trügerische Gefühl des zunehmenden Wohlstandes. Somit konsumierten die Bürger mehr, direkt profitierte das Bauwesen und der Finanzsektor zudem schufen diese Branchen zusätzliche Arbeitsplätze. Indirekt hatte dies bis zur Finanzkrise, während einiger Jahre, positive Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft. Die Kosten dieser erleichterten Kreditvergabe wurden damals in die Zukunft verschoben, bzw. waren die Mitursache der Finanzkrise ab Ende 2007.

Auch anderen Nationen war diese Kreditexpansion der Mitauslöser der Finanzkrise. Ein Politiker kann einwenden, dass nicht sie die Kredite leichtsinnig vergaben, sondern die Banken. Anderseits war es eben die Politiker, welchen den Ordnungsrahmen des Finanzmarktes deregulierten. Diese Deregulierungen förderten die Steigerung des Kreditvolumens, dabei waren die Investmentbanker mit ihren neuartigen Produktekreationen zur Bündelung dieser Kreditschulden sehr kreativ.

Gordon Brown ist einer der wenigen Politiker, der seine Fehleinschätzungen hinsichtlich der Finanzmärkte öffentlich eingesteht:


Quelle: SRF, Echo der Zeit vom 15.04.2011 – Späte Reue von Gordon Brown und Co.

Ist das Finanzsystem überreguliert?

Von den Banklobbyisten hören wir oftmals der Bankensektor sei streng reguliert und eine zusätzliche Verschärfung der Finanzmarktregulierung hätte negative Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum und auf die Arbeitsplätze:

Ackermann fürchtet um zehn Millionen Arbeitsplätze
10.06.2010 – Der Bankenverband IIF warnt vor einer schärferen Bankenregulierung. Eine zu rasche Umsetzung sei unklug, wenn die Wirtschaft sich nur langsam erhole.

Sind die Regulierungen im Finanzsektor wirklich so streng:


Quelle: Misik: Erklär mir die Finanzkrise!

Die Folgen des Staatsversagens

Allen ist bewusst, das systemrelevanten Finanzinstitute den Vorteil einer implizite Staatsgarantie geniessen. Diese indirekte Subvention erklärt teilweise die höheren Gehälter und Boni in der Finanzbranche. Würde diese implizite Staatsgarantie wegfallen, so könnten sich die Institute nicht so günstig am Kapitalmarkt refinanzieren:


Quelle: SonntagsBlick Standpunkte vom 05.02.2012 – Harald Schuhmann

Auch die Gläubiger dieser Finanzinstitute wissen um die implizite Staatsbürgschaft, daher verlangen sie im Vergleich zu nicht systemrelevanter Konkurrenz weniger Zins. Diese de facto durch den Steuerzahler subventionierte Banken unterliegen nicht einer wettbewerbsorientierten Marktwirtschaft.

Fürs Zocken überbezahlt

Die finanziellen Anreize im Bankensektor verführen die Banker zu risikoträchtigen und kurzsichtigen Handlungen. Wenn die Gewinne sprudeln, gibt es die Boni für den Banker, die schlechten Jahre bekommt der Aktionär negativ zu spüren. In den miserablen Jahren werden die Steuerzahler zur Kasse gebeten, unberechtigterweise manchmal sogar vor den Anleihegläubiger.

Wenn ab morgen alle Investmentbanker, Analysten und Unternehmensberater oder entweder alle Krankenschwestern, Verkäuferinnen, Reinigungskräfte nicht zur Arbeit gehen würden – wen würden Sie mehr vermissen? Bekanntlich bemisst sich die Bezahlung nicht am gesellschaftlichen Wert einer Arbeit. Andernfalls müssten einige Elitebanker völlig auf ihr Honorar verzichten und die Reinigungskraft würde endlich angemessen entlohnt.


Quelle: SRF1, Echo der Zeit vom 16.02.2014 – Wachsende Ungleichheit in Grossbritannien

Hinzu kommt das Banken intelligente Mathematiker und Physiker beschäftigen. Beispielweise für den algorithmischen Handel oder im Risikomanagement. Hier stellt sich die volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Frage, ob sich diese Intelligenz nicht besser mit den Realproblemen unserer Welt beschäftigen sollte.

Die heutige Untätigkeit der Politiker

Die Untätigkeit der Politiker für die Durchsetzung von strengerer Finanzmarktregulierung ist nicht neu. Gemäss Kurt Schiltknecht wird seit den 1980er Jahren bei jeder Krise immer wieder über die Verschärfung der Bankenregulierung diskutiert:


Quelle: SRF, Samstagsrundschau vom 10.09.2011 – Gast ist Kurt Schiltknecht, ehem. SNB-Chefökonom

Das mediale Banken-Bashing der Politker nur eine Show

Beim Kampf um Wählerstimmen äussern sich die Politiker mit viel Kritik an die Banken. Leider folgen ihren starken Worten nur lauwarme Taten:


Quelle: ARD Plusminus vom 6.02.2014 Banken-Lobby – Warum die Politik nicht gegen die Finanzwelt durchgreift

Wiederkehrend verweisen die Politiker mit strenger Bankenregulierung bestünde die Gefahr eine Wettbewerbsbenachteiligung ihre internationalen Banken. Wenn aber eine Bank nur durch heimatliche Subvention ihrer Bürger international wettbewerbsfähig sein kann, dann steht dies im Widerspruch zur Marktwirtschaft.

Fazit

Die Deregulierung des Bankensektors war die Lizenz zum Spielbetrieb eines Casino. Wobei man mit dieser Aussage die Casinos diskreditiert, sind doch dort die angebotenen Glückspiele weitaus transparenter und die Wahrscheinlichkeiten eines Verlustes bzw. Gewinnes berechenbar.

Die Zentralbanken haben mit der Ausweitung ihrer Bilanzen den Regierungen Zeit gekauft. Leider lassen die Politiker diese Zeit beinahe ungenutzt und mit Minimalreformen an der Finanzmarktregulierung verstreichen. Lieber vernebeln sie in der Öffentlichem mit Banken-Bashing ihre Schwäche und Abhängigkeit gegenüber den kritisierten Finanzinstituten.

Die systemrelevanten Finanzinstitute sollten wieder den marktwirtschaftlichen Regeln unterstellt werden. Die Gefahr eines Konkurses disziplinierend das Management, die Eigner und Gläubiger.

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